Infiziert vom "Virus" Musik
Werner Lecheler "predigt" die Vielfalt der Tonkunst und er lebt sie auch
Von unserem Redaktionsmitglied Barbara Würmseher

Neuburg

Er hat als Begründer des „Neuburger Jungkultur Kreises“ Chorgeschichte in der Ottheinrichstadt geschrieben. Der Musiker Werner Lecheler, der unterrichtet, singt, bei Jazz Art das Piano spielt und sich auch sonst in mancherlei Hinsicht der Musik verschrieben hat. Sein Name hat einen guten Klang in der örtlichen und überörtlichen „Szene“, doch was bitte ist der „Jungkultur Kreis“? Heute nicht viel mehr, als der längst vergangene Einfall einer Schar Jugendlicher, sich zu einer Art selbständig organisiertem „Juze“ zusammenzuschließen. Der Kreis hat sich längst aufgelöst, geblieben freilich ist bis heute das Herzstück, das sich über 22 Jahre einen Namen gemacht hat: „Windrose“.

Unter dieser Bezeichnung, die für Qualität steht, hat Lechelers gemischter Chor sich ein Repertoire angeeignet, das ähnlich einer echten Windrose in verschiedene Richtungen zeigt und längst mehr erfüllt, als den ursprünglichen Zweck, das Schlossfest mit Renaissancegesängen zu bereichern. Das historische Spektakel Neuburgs „ist unser Orientierungspunkt geblieben“, erzählt Lecheler. Darüber hinaus jedoch ist musikalische Vielfalt angesagt. „Es ist vielleicht ein Kennzeichen, dass wir nicht festgelegt sind“.

Diszipliniert geführt, ist die heute 35-köpfige Schar Garant für homogenen, akkuraten Gesang auf hohem Niveau, der Anlässe aller Art begeisternd umrahmt.

Werner Lecheler war mitten im Lehramt-Studium (Germanistik und Musik), als er den Grundstein für die „Windrose“ gelegt hat. Der befähigte Bass sang damals im Madrigalchor der Ludwig-Maximilian-Universität München, probierte sich in diversen Bands mit Rock- und Popmusik aus und zeigte somit schon damals Begeisterungsfähigkeit für die unterschiedlichsten Stilrichtungen.

1983 suchte die Mädchenrealschule Maria Ward einen Lehrer und Lecheler bewarb sich. „Ich hatte Glück, es war genau meine Stelle offen“. Dort „verkauft“ er nun im Musikunterricht und im Schulchor genau die Mischung, die ihm so sehr liegt. „Ich sehe es als Aufgabe, die Vielfalt der Musik zu pflegen“, bekennt Lecheler.

Seit rund fünf Jahren findet der 47-jährige mit „Jazz Art“ außerdem ein Ventil für seine Blues-, Swing- und Latin-Ader. Das Neuburger Ensemble tritt einmal jährlich im Birdland Jazzkeller auf, umrahmt unter anderem Vernissagen und Frühschoppen, gibt Benefiz-Konzerte und mehr, „könnte aber ruhig noch öfter auftreten“, wünscht sich Lecheler, der sich nicht nur am Piano hier einbringt. „Es macht zunehmend Spaß, selbst Stücke zu schreiben. Unser nächstes Konzert im Frühjahr soll ausschließlich mit eigenen Kompositionen bestritten werden“. Lange Zeit hat Werner Lecheler die Freude an der Musik außerdem als Instrumentallehrer weiter gegeben und - vokal - beim Offenen Singen der VHS.

Aus all dem lässt sich eines nicht verhehlen: Lecheler ist durch und durch infiziert vom „Virus“ Musik (er hat auch seine beiden Söhne bereits „angesteckt“). Sie nimmt im Leben des Neuburgers einen sehr hohen Stellenwert ein. „Musik ist immer um mich herum, ist ständig vorhanden, privat wie beruflich“, gibt er gerne zu, „es gibt auch immer wieder etwas Neues zu entdecken, vom Mittelalter bis zur schrägen Moderne“.

Eine „große Herausforderung“ bedeutet für den Musiker auch das Komponieren. Zwei Messen für die Maria Ward-Schule und ein Krippenspiel stammen bereits aus seiner Feder, ebenso Melodien für das Marionettentheater „GUKT“. Filmmusik oder ein Musical - in diesem Genre liegt derzeit ein enormer Reiz für Lecheler.

Und natürlich hat er sich auch mit der „Windrose“ neue Ziele gesteckt. 2006 steht das 25-jährige Gründungsjubiläum an, das - keine Frage - nicht sang- und klanglos vorüber gehen darf. Mit dem Chor zu arbeiten, „ist immer wieder ein Kraftaufwand“, wenn es gilt, die Leute zu überzeugen. Entscheidend aber ist für Lecheler das Ergebnis. Und zum Schluss „sind immer noch gute Sachen dabei herausgekommen“.


 
27.12.2003 00:00